Der 17. Juli 2000 war der Tag, an dem ich die Diabetes Diagnose erhielt. Das liegt jetzt 20 Jahre zurück und für mich heißt es daher am heutigen 17. Juli 2020 „Happy Diaversary“
Warum „feier“ ich den Tag meiner Diabetesdiagnose?
Damals, im Juli 2000 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mal den Jahrestag meiner Diabetesdiagnose feiern würde. Heute, 20 Jahre später blicke ich auf die zwei Jahrzehnte zurück und kann sagen: „Vieles hat sich durch den Diabetes verändert – aber es gab auch viele gute Erlebnisse und Erfahrungen, die ich ohne den Diabetes wahrscheinlich nie gemacht hätte. Die Erkrankung ist wahrlich kein Grund zu feiern – aber jedes weitere Jahr, das man mit Diabetes im Gepäck gemeistert hat – ist eine Feier wert.
Mutig aufgebrochen, um neue Wege zu gehen
Nach der Diagnose habe ich mich nicht als „Opfer einer Erkrankung“ gesehen. Das hat mir wahrscheinlich auch gut geholfen, mich schnell mit der Diabeteserkrankung zu arangieren. Die Diagnose Typ 1 Diabetes platzte damals im Sommer 2000 in eine sehr schwierige Gesamtlebenssituation. Meine Ehe war über die Jahre sehr schwierig geworden und mein damaliger Mann kam mit meiner Diabetesdiagnose überhaupt nicht klar. Er ließ keine Gelegenheit aus, sich öffentlich auszuweinen, dass er ja jetzt eine so kranke Frau zu Hause hat. Meine Mutter war einige Wochen vorher so schwer erkrankt, dass sie pflegebedürftig wurde und bei uns eingezogen war. Dann waren da noch drei Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren.
Mein Plan war also, die Diabetessache so schnell wie möglich „gut händelbar“ geregelt zu bekommen. Das hat mit Hilfe der Uniklinik Münster und meiner Diabetologin auch hervorragend geklappt. Außerdem war für mich klar, wenn sich jetzt durch den Diabetes schon so einiges in meinem Leben ändert, dann bitte schön auch den Schritt gehen, der lange schon überfällig war. Im Dezember 2000 habe ich mich dann von meinem Mann getrennt. Rückblickend denke ich, dass mich der Diabetes nicht geschwächt, sondern immer gestärkt hat. So nach dem Motto: „Mach das Beste draus und finde Dich mit rein gar nichts ab“!
…… und dann kam die Community
Andere Menschen mit Diabetes treffen und sich austauschen. Da hatte man früher ganz schnell ein Bild von Selbsthilfegruppen im Kopf, wo sich Leute in einem Saal auf unbequemen Stühlen bei stillem Wasser und schlechtem Kaffee treffen. Wenn man großes Glück hatte, gab es in den Diabetespraxen Schulungen und Infoveranstaltungen, die nicht nur guten Input boten, sondern wo man auch auf Gleichgesinnte traf.
Je weiter sich die Internetnutzung verbreitete, je größer wurden auch die Möglichkeiten zu einer guten Vernetzung und dem Austausch untereinander. Das Besondere, es blieb in vielen Fällen nicht bei den „Online-Kontakten“ – man lernte sich persönlich kennen. Einige sehr enge Freundschaften sind entstanden.
Ich bin sehr dankbar für die Menschen in meinem Leben, die ich ohne den Diabetes gar nicht kennengelernt hätte.
Was mich sonst noch dankbar macht:
- dass sich nach 20 Jahren bis auf eine Polyneuropathie noch keine weiteren schweren Folge- bzw. Begleiterkrankungen entwickelt haben
- dass wir hier in Deutschland eine sichere und zuverlässige Versorgung mit Insulin und Diabetesbedarf haben
- dass die technischen Möglichkeiten in der Diabetestherapie immer besser werden
- dass es die Looper-Bewegung gibt und ich ein Teil davon sein darf
- dass sich die Community immer weiter entwickelt #wirsindviele
Die Tatsache, dass der Diabetes unser Leben 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr und das ein ganzes Leben lang bestimmt können wir nicht ändern. Es stimmt, der Diabetes kann nervig und belastet sein. Wir haben das Recht zwischendurch traurig und wütend zu sein, aber wir sollten uns immer wieder „das Krönchen richten“ und uns auf unsere Kräfte besinnen.
#dedoc hatte die Idee zum Diaversary Projekt dort könnt Ihr Euch mit Eurem Jahrestag eintragen